Kleiner Gymwatch Test — German

Kleiner Gymwatch Test

PuddingSpartaner
PuddingSpartaner Beiträge: 539 Member
bearbeitet Mai 2016 in Motivation und Unterstützung
Nur auf die ganz schnelle...

https://www.gymwatch.com/

Erster Tracker, der tatsächlich die im Fitness Center ausgeführten Bewegungen durch Bewegungssensoren aufzeichnen kann.

Ich hab mir 2 Sensoren zum Umschnallen gekauft, die App dazu gibt's kostenlos. Zwei Sensoren statt nur einem helfen dabei, dass man den Sensor nicht vom Bein zum Arm wechseln muss aber erstens ist das sehr schnell machbar (und ja bei einem Ganzkörpertrianing i.d.R. ja auch nur ein mal notwendig) und außerdem muss man den Sensor ohnehin ständig anfassen. Es gibt zwei Positionen am Arm (Oberarm, Unterarm) und das gleiche am Bein. Vor jeder Übung sagt die App einem, wo der Sensor jetzt hinmuss. Man fummelt ständig am Sensor rum: Entweder verschiebt man ihn an die richtige Position oder man drückt auf seinen Knopf, um ihm zu sagen, dass es jetzt losgeht oder um zu sagen, dass man fertig ist, man fummelt jedenfalls andauernd an ihm rum. Wenn man nicht gerade am Handy rumfummelt. Außerdem leuchtet man wie ein Weihnachtsbaum, man fällt auf.

Schnelles Fazit: Die Sensoren und die Software zeichnen tatsächlich alle Übungen sehr zuverlässig auf, das klappt wirklich prima. Die Übungsdatenbank (man muss der App sagen, welche Übung man macht) ist ausreichend groß, solange man nichts völlig exotisches macht, die Übungen sind halt alle gängigen, die man in einem Fitnesscenter so macht. Man kann natürlich vorab Trainings zusammenstellen oder ein fertiges von der App nehmen.

Stärken:
- Funktioniert einfach sehr gut, das Ding macht was es soll
- Synchen mit der Website: Dort loggt man sich ein und kann seine Trainings veröffentlichen, es gibt eine Art Social Newsfeed, ähnlich wie in Facebook oder hier auf MFP

Schwächen: Leider einige

- Handhabung: Viele Kleinigkeiten. Hat man den Sensor nicht mit dem Handy gepairt und bereits ein Workout zusammengestellt gibt es keinen Weg zurück. Das Workout ist verloren (oder wird gespeichert, damit ist es aber für alle Zeiten abgeschlossen). Sehr ärgerlich.

- Man fummelt zwar ständig am Handy rum, kann aber eine Übung nicht dort starten/enden lassen, das geht ausschließtlich durch Knopfdruck am Sensor, sehr unpraktisch und völlig unnötig. Der Sensor rutscht in den Mittelpunkt des Trainings statt passiv einfach dabei zu sein

- Customer Experience. Wie auch auf der Internetseite sind 90% jeder Fläche von Marketing und "Buy here" abgedeckt, das ist völliger overload. Nutzen und Funktion erscheinen wie Beiwerk. Die Handhabung ist ausreichend aber nicht wirklich ausgereift.

- Der Nutzen des ganzen: Läge für mich im Protokoll eines Trainings, vor allem in den Zahlen. Leider bietet die App für jede Übung einzeln nur Anzahl Reps (von der App gezählt), KG (von mir stets manuell nach jeder Übung einzugeben), Zeit, Joule und Watt an, und das auch nicht gerade übersichtlich. Was soll ich mit Joule und Watt auch wenn sie in kcal umrechenbar sind. Noch schlimmer: Es wird keine Gesamtsumme für ein Training berechnet. Am Ende des Tages wird nicht klar, was die App von einer völlig manuellen Aufzeichnung unterscheidet. Mir fällt lediglich ein, dass die App die Übungsausführung überwacht und ggf. bei falscher Ausführung Alarm schlägt. Damit wären wir bei Anfängern als Zielgruppe. Okay die Zeit (TUT) wird auch gezählt.

- Website: Der Social Newsfeed ist minimalistisch, es werden gar keine Details von den Trainings der Mitglieder angezeigt. Es existiert scheinbar nicht eine einzige Integrationen in eine andere Fitness-Plattformen. Edit: Doch man kann die Trainings anklicken und bekommt die Übungen, Anzahl Reps und Gewichte der anderen angezeigt...der Link ist in schwarzer Schrift, da klickt nie einer drauf :#

- Nutzen Teil2: Das schlimmste: Es gibt keine Auswertungen irgendeiner Art. Die Website sieht diese zwar vor, aber die Daten kommen dort nicht an. Support sagt "ist uns auch schon aufgefallen - Wir werden in den nächsten Wochen die Auswertungen direkt in der App anzeigen können. So dass der etwas umständliche Weg über das Portal nicht mehr genommen werden muss". Allerdings taugt eine App allein schon von der Größe des Displays in meinen Augen nicht wirklich für Auswertungen. Der Kernnutzen der ganzen Party existiert (für mich) damit Stand heute nicht. Sehr schade denn die Website sieht grafisch augesplittet die Belastung von Muskelgruppen über einstellbare Zeiträume und einiges an Zahlenwerk vor, bleibt aber alles leer....

Sicher hat man viel in die Entwicklung investiert um so weit zu kommen, es funktioniert ja was die Sensoren betrifft gut und ist tatsächlich völlig einzigartig im Markt, allerdings hat man ganz offensichtlich noch viel mehr in Markteting investiert und sich dabei verlaufen, es sind wohl nur 2 Gründer, beide sehr jung, unklar ob das Unternehmen mehr Personal hat. Ich hätte das deutsche Start-Up gerne unterstützt, nicht nu weil Spielereien mein Training interessanter machen sonder einfach auch nur der Unsterstützung willen und hab lang überlegt aber heute gehen die Sensoren zurück, hat (noch !!) nicht ganz gereicht, 200 Flocken (1 Sensor 100) sind mir als Spende etwas zuviel, das Gerät hat aber definitiv sehr viel Potential.

Man muss es mit anderen Geräten integrieren (Pulmessung per Bluetooth, GPS vom Handy), Analysen, Statistiken und Zahlenwert in den Mittelpunkt rücken statt sie zu vergessen und vor allem die Integration mit anderen Internetplattformen massiv ausbauen, die Bedienung etwas intuitiver gestalten und auch andere Sportarten mit dazunehmen, beim Jogen,Radfahren und Schwimmen sollten sehr genaue Kalorienberechungen und andere Leistungskennzahlen möglich sein. Wenn ich damit in meinem Netzwerk angeben kann, sind wir am Ziel. Vielleicht kauft ja einer der großen die Bude, dann sind die Gründer auch am Ziel ;)

Kommentare

  • Rincewind_1965
    Rincewind_1965 Beiträge: 289 Member
    Danke!
  • fitnesskrokodil
    fitnesskrokodil Beiträge: 735 Member
    bearbeitet Mai 2016
    @PuddingSpartaner: Ersteinmal vielen Dank für Deine wirklich sehr ausführliche Schilderung.
    - Der Nutzen des ganzen: Läge für mich im Protokoll eines Trainings, vor allem in den Zahlen. Leider bietet die App für jede Übung einzeln nur Anzahl Reps (von der App gezählt), KG (von mir stets manuell nach jeder Übung einzugeben), Zeit, Joule und Watt an, und das auch nicht gerade übersichtlich. Was soll ich mit Joule und Watt auch wenn sie in kcal umrechenbar sind. Noch schlimmer: Es wird keine Gesamtsumme für ein Training berechnet. Am Ende des Tages wird nicht klar, was die App von einer völlig manuellen Aufzeichnung unterscheidet. Mir fällt lediglich ein, dass die App die Übungsausführung überwacht und ggf. bei falscher Ausführung Alarm schlägt. Damit wären wir bei Anfängern als Zielgruppe.
    Abgesehen davon, dass ich selbst kein so großer Fitnesstracker-Fan bin, hört sich das wirklich nicht sehr verlockend an. Mich würde jedoch interessieren, ob Du dennoch testweise anhand der Joule-/Wattangaben pro Übung Deinen Kalorienverbrauch für das Krafttraining (vielleicht pro Stunde) ermittelst hast und ggf. wie hoch der demnach war. Falls Du auch andere Fitnesstracker o.Ä. benutzt, fände ich es auch sehr informativ, ob sich die Angaben zum Verbrauch relevant unterscheiden.

    PS: Habe gerade auf der Website von Gymwatch gesehen, dass zwei Sensoren nicht nur 200 € sondern offenbar 289,00 € kosten. Oder habe ich Dich falsch verstanden? Hattest Du die z.B. im Rahmen eines Testes günstiger bekommen?
  • PuddingSpartaner
    PuddingSpartaner Beiträge: 539 Member
    bearbeitet Mai 2016
    Gerne :)

    Ich hab mit dem Gymwatch kein ganzes Training hinbekommen, ich war im Umgang nicht geübt genug. Der Gymwatch zeigt Joule und Watt für jeden Satz an (nicht Übung wie ich geschrieben habe) und schreibt diese Werte für jeden einzelnen Satz unter die Übung. Eine Summe für die Übung oder ein ganzes Training oder einen Zeitraum gibt es nicht. Mit der Frage, ob die Angaben realistisch sind, hab ich mich nicht weiter beschäftigt, ich vermute die App hat eine eigene Formel für jede Übung, da physikalisch gesehen jede Übung einen anderen Anteil vertikal/horizontal zum Erdboden hat und damit Arbeit/keine Arbeit im physikalischen Sinn. Bei Maschinen ist das einfacher: 100:0 - Die Gymwatch-Übungen, die man auswählt sind auch entweder Maschine oder frei wobei ein paar Maschinen fehlen. Oder die Sensoren erlauben tatsächlich eine direkte Berechnung von vertikaler/horizontaler Arbeit, dh. es kommt beim Seitheben frei mit KH z.B. dann auf jeden Zentimeter höher an, der gezählt wird und der horizontale Anteil wird registriert und bewusst nicht eingerechnet; die KG für jeden Satz geben ich ja stets manuell an, damit könnte es theoretisch sehr genau sein, die App müsste nur noch Annahmen bezüglich der Hebel machen (wie weit ist der Sensor vom Ellbogengelenk weg und wie lang ist der Unterarm) ich weiß es nicht, man müsste nachfragen.

    Zum Vergleich stünde ja nur mein Polar H7 Brustgurt mit Pulsmesser-App (iCardio) zur Verfügung aber da hätte man wirklich mal 1 Stunde beides einsetzen müssen und dann vergleichen (wobei man dann 30 oder 40 Zahlen manuell hätte zusammenzählen müssen und dann zu kcal umrechnen). Leider musste ich die Gymwatch-Sensoren jetzt zurückschicken, da 2-Wochenfrist zuende war. Allerdings wissen wir ja, dass die Pulsmesserei eigentlich dermaßen ungenau ist, dass ein Vergleich auch wieder gar nicht aussagefähig wäre. Außerdem wird beim Puls imo der Gesamtumsatz gemessen, beim Gymwatch nur der Leistungsumsatz, wenn Knopf gedrückt hört die App auf irgendwas zu messen oder zu zählen. Beim Puls tickt der Zähler auch in den Pausen einfach weiter.

    Ich hatte im Netz gelesen, dass man die Sensoren vom Anbieter direkt kaufen müsste, da wären sie billiger als von Amazon & Co und das waren sie auch. Das haben sie jetzt aber scheinbar geändert...?
  • fitnesskrokodil
    fitnesskrokodil Beiträge: 735 Member
    bearbeitet Mai 2016
    Okay - schade. Aber vielen Dank!

    PS: Die "Pulsmesserei" ist mit einem (vernünftigen) Brustgurt gar nicht so ungenau. Sie ist in der Regel EGK-genau. Jedoch gebe ich Dir dahingehend recht, dass der daraus abgeleitete Kalorienverbrauch in vielen Fällen kritisch zu hinterfragen ist.

    Letztlich glaube ich, dass der Puls schon eine gute Richtschnur sein kann. Hier gilt es natürlich selbst auszuprobieren und auch Erfolgskontrollen durchzuführen. Die meisten Fitnesstracker und dergleichen ohne Pulsmessung halte ich hingegen in der Regel für zu ungenau. Hier springen einem z.T. wirklich abenteuerliche Verbrauchsangaben (häufig recht hoch) entgegen. Hatte gehofft, dass Dein getesteter Sensor hier eine Ausnahme sein könnte, da die Ansätze zunächst recht vielversprechend klangen.
    Nun gut - weiter geht´s!
  • TimWimm
    TimWimm Beiträge: 1,152 Member
    Ich kenne es auch nur, dass zumindest die Pulsmesser am Handgelenk mit optischer Messmethodik eher schlecht als recht funktionieren.
    Einen normaler Brustgurt ist sehr genau, was den Puls angeht.

    Der berechnete kcal Verbrauch ist nur von der dahinter arbeitenden App abhängig und nicht vom Puls.
    Runtastic spuckt mir mit HF-Gurt meist iwas zwischen 9,7kcal/min und 11kcal/min aus.
    Polar M400 mit H7 aktuell einmal getestet und 11,8kcal/min.

    Ich wollte im Laufe dieses Jahres mal eine Spiroergometrie machen, kostet so um die 150€-180€
    Bestimmt auch sehr interessant.
  • fitnesskrokodil
    fitnesskrokodil Beiträge: 735 Member
    bearbeitet Juni 2016
    TimWimm schrieb: »
    Der berechnete kcal Verbrauch ist nur von der dahinter arbeitenden App abhängig und nicht vom Puls.
    Wie meinst Du das? Nehme ich z.B. meine ca. 13 Jahre alte Polar M22 Pulsuhr mit OwnCal, dann würde das so nicht stimmen. Zur Abschätzung des Kalorienverbrauchs werden neben dem Puls noch weitere objektive Eingangsgrößen wie z.B. Geschlecht und Gewicht berücksichtigt. Aber der Puls wird schon hierbei berücksichtigt.

    Aufbauend auf den objektiven Eingangsgrößen kommt dann aber die subjektive (subjektiv in Form von: für welchen Algorithmus entscheidet sich der Hersteller) "Verwurschtelung" der Daten. Und die sollte man hinterfragen und testen, ob das für einen selbst hinhaut. Insbesondere meine Pulsuhr ist (wie wahrscheinlich die meisten) meines Wissens eher für die Kalorien-Abschätzung im sogenannten Ausdauerbereich gemacht. Der Verbrauch im Kraftsport ist aus meiner Sicht noch etwas anders zu bewerten. Und hier gilt es: testen, anpassen, testen, anpassen...Wenn man will.

  • Rincewind_1965
    Rincewind_1965 Beiträge: 289 Member
    Wie meinst Du das?
    Wenn ich Tim nicht völlig falsch verstehe hängt der "berechnete" Verbrauch primär von den in der jeweiligen App verwendeten Algorhytmen ab. Also von der Gewichtung der Faktoren, weniger von den Faktoren selbst.
    Diesen Effekt kann man schon wunderbar beobachten wenn 2 Apps ein und dasselbe Training bewerten lässt. Wertungsdifferenzen bis zu 30% habe ich da schon beobachten können.
  • TimWimm
    TimWimm Beiträge: 1,152 Member
    Detritus hat mich verstanden :wink:

    @fitnesskrokodil
    Es kommt in deinem Fall auf den Algorithmus der Pulsuhr an.
    Gilt in diesem Falle aber genau so.
    Jeder Hersteller hat einen anderen Algorithmus und gewichtet die einzelnen Variablen wie Speed, Strecke, HF, Intervalle, Pausenzeiten etc. anders.


  • fitnesskrokodil
    fitnesskrokodil Beiträge: 735 Member
    bearbeitet Juni 2016
    @Detritus_1965 und @TimWimm: Ja, so sehe ich das auch. Abschätzungen zum Verbrauch sind i.d.F. abhängig vom Algorithmus. Also von dem, was ich "Verwurschtelung" genannt habe. Wollte nur ausschließen, dass irgendjemand denkt, es käme nicht auf dem Puls an bzw. er würde nicht einfließen. Ihr wisst ja, Vorsicht ist die Mutter der... usw. ;)