Body Positivity — German

Body Positivity

Hallo zusammen,

vor Kurzem hat @hostage83 einen interessanten Beitrag geschrieben:
hostage83 schrieb: »
Besonders nervt mich aber momentan auch der Punkt mit der Body Positivity. Überall hört man neuerdings von "curvy" und wie toll das ist. Ja, ich finde ehrlich gesagt auch Frauen mit Kurven schöner. Wenn die "Kurven" verteilt sind wie bei Beyoncé oder Jennifer Lopez finde ich das wahnsinnig attraktiv, auch wenn die Musik so überhaupt nicht meins ist :s . Aber gestern z.B. habe ich eine Sendung über Brautkleider geguckt (hallo Trash-TV, ich bin krank zu Hause). Dort haben sie auf einer Messe Brautkleider in Größe 52 bestellt für ihren Laden und die ganze Zeit von "curvy" geredet. NEIN! Größe 52 ist nicht "curvy". Das ist verdammt übergewichtig und lebensbedrohlich. Es kann mir 1. keiner erzählen, dass er sich so tatsächlich wohl fühlt, aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sich alltägliche Bewegungen mit so einem Gewicht anfühlen. Und 2. finde ich es fürchterlich, dass diese body positivity Bewegung den Frauen einredet, dass es schon okay ist, mit diesem Gewicht seinem Körper massiv zu schaden.
Natürlich finde ich fat shaming genau so wenig gut, das muss gesagt werden. Aber man muss auch genau so sagen, dass es gefährlich ist, massives Übergewicht als schön und gesund zu propagieren.

Ich finde das Thema auch sehr interessant und denke, dass es ein eigenes Thema verdient hat.

Ich finde es grundsätzlich richtig, wenn sich Menschen nicht über ihr Gewicht definieren und würde auch nie einen Menschen anders behandeln, weil er übergewichtig ist - allerdings sehe ich es wie @hostage83 , dass es aus dem Fokus nimmt, wie gefährlich extremes Übergewicht ist.

Was bei mir persönlich immer noch mitschwingt ist meine eigene Historie - ich war sehr übergewichtig und habe zu den Leuten gehört, die immer geleugnet haben ein Problem zu haben (weder mit dem Essen, noch dem eigenen Gewicht). Ich glaube sogar, dass das durchaus ein Symptom der Essstörung war, dass ich das zeitweise sogar selbst geglaubt habe.

Wie seht ihr das Thema?

Kommentare

  • Sandra_WEN
    Sandra_WEN Beiträge: 508 Member
    Ich bin auch zweigeteilter Meinung wie du und @hostage83. Ich finde auch, dass ein Mensch nicht wegen seinem Aussehen oder seinem Gewicht in irgendeiner Weise anders behandelt werden sollte. Jeder hat auch das Recht so zu sein wie er ist. Ob das nun selbst herbeigeführt ist oder nicht. Also eigentlich finde ich Body Positify gut und auch richtig und arbeite mit dieser Methode an mir. Dabei geht es bei mir nicht ums Gewicht, sondern um andere Dinge. Aber natürlich kann und hat extremes Übergewicht Nachteile, besonders gesundheitliche. Auch da bin ich hin und her gerissen, weil das nun ja wirklich nicht gut ist, aber trotzdem ist das doch jedermanns eigene Entscheidung. Und ich denke, dass die meisten Menschen mittlerweile wissen, dass starkes Übergewicht krank macht.
    @felixg1109 Wie du weißt komme ich ja auch aus einer Essstörung. Allerdings hatte ich schon immer ein Problem mit meinem Gewicht und auch mit meinem Essverhalten. Also ich wußte immer, dass ich zu schwer bin und auch, dass ich zuviel und falsch esse. Aber das hat mir auch nicht geholfen eher aus der Sache herauszukommen.
  • kalayice
    kalayice Beiträge: 190 Member
    bearbeitet Juli 2018
    Diskriminierung aufgrund von Gewicht ist scheiße.Aber Fakten äußern wie schädlich Übergewicht ist, als Diskriminierung zu bezeichnen. Da hat dann jmd den Diskriminierungsbegriff nicht verstanden.

    Ich war nie Übergewichtig. Aber ich kann mir nicht vorstellen dass sich jmd so tatsächlich wohl fühlt. Sich als schön zu empfinden ist ja nochmal was anderes.
  • Alletwirdjut
    Alletwirdjut Beiträge: 762 Member
    bearbeitet Juli 2018
    Ich muss da @kalayice auch recht geben. Jemanden zu diskriminieren weil er stark übergewichtig ist, ist eine Sache aber es hat für meine Begriffe nichts damit zu tun wenn man äußert das starkes Übergewicht nun mal sehr schädlich ist. Und ich kann mich da auch nur anschließen, dass ich es mir nicht vorstellen kann das jemand der wirklich so extrem übergewichtig ist, und wenn eine Frau ein Brautkleid in Größe 52 braucht, wie @hostage83 oben zitiert wurde, dann ist das massives Übergewicht, dann kann sie sich weder in dem Kleid noch in dem Körper sehr wohl fühlen.

    Und ich finde das es teilweise was die Propaganda angeht ins Gegenteil geschlagen ist. Lange war der Trend Size Zero, Skinny...je dünner um so besser. Seitdem selbst große Weltmarken davon Abstand nehmen und wieder in die andren Richtung tendieren muss man sich, wie @norgabfritsch auch schreibt einen neuen Markt suchen. Und Figurtechnisch gehts dann in die andre Richtung. Auf einmal ist Curvy super und es wird gezeigt wie glückich Frauen sind die Größen tragen jenseits von dem was wirklich gesund ist.

    Klar kann jeder so leben wie er will und wenn jemand seinem Körper schaden mag mit zu viel Alkohol, Drogen, Zigaretten oder Fettleibigkeit ist das jedermans eigenes Ding.

    Aber was @hostage83 ja mit ihrem Beitrag wohl meinte ist das es ja propagandiert wird wie toll Übergewicht sein kann und das man sich damit wohl fühlt und das finde ich auch wieder einen Weg in die falsche Richtung tut aber wirklich einen neuen Markt auf.

    Die sollten sich einfach darauf konzentrieren den Lebensmittelmarkt mehr zu revolutionieren. Da hätten sie echt genug zu tun und würden auch Abnehmer finden und ihr Geld machen.

    Das sieht man doch an der Fitnessbranche. Man denkt immer alles ist ausgeschöpft aber das ein starker Körper ist und gut tut entdecken immer mehr und es schießen ständig neue Produkte aus dem Boden. Von Geräten bis hin zu den Klamotten und die Sachen werden ja auch gekauft.

    Das wäre in Bezug auf die Ernährung sicher nicht anders.
  • hostage83
    hostage83 Beiträge: 545 Member
    Ah, fein. Ich hatte selbst auch schon überlegt, ob das nicht ein eigenes Thema verdient.
    Danke Felix.

    Dann vielleicht hier nochmal ausführlicher (passt ja jetzt ins Thema).

    Natürlich finde ich es absolut nicht gut, wenn Menschen aufgrund ihres Gewichtes diskriminiert werden. Genau so wenig finde ich es gut, wenn Menschen aufgrund anderer äußerer Faktoren diskriminiert werden. Oder gar aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder anderer Dinge. Diskriminierung ist für mich eine ganz schlimme Sache, die definitiv bekämpft gehört.

    Dennoch finde ich, es ist KEINE Diskriminierung, wenn einem massiv übergewichtigen Menschen klar gemacht wird, dass er sich damit schadet. Natürlich nicht auf der Straße im Vorbeigehen. Aber ich finde, dass aufgeklärt werden sollte, wie schädlich Übergewicht ist und welche Auswirkungen das auf den Körper in der Allgemeinheit hat. Also in Bezug auf den Bewegungsapparat und den Organismus.
    Ich finde, die Body Positivity geht in die falsche Richtung. Denn tatsächlich wird nicht propagiert, dass man es zu tolerieren hat, wenn jemand sich entschieden hat, übergewichtig sein zu wollen. Es wird stattdessen propagiert, dass dick sein schön ist und absolut in Ordnung ist. Und für mich gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen leichtem Übergewicht und starkem Übergewicht. Und bei Größe 52 von "curvy" zu reden kommt mir fast ein wenig lustig vor, wenns nicht so traurig wäre. Es beschönigt die Sache schlicht und ergreifend. Ich hatte bei einer Größe von 170 ganze 115 Kilo und trug Größe 50. Ich schätze mal, bei 52 ist man bei über 120 Kilo angekommen bei gleicher Größe. Hier sind wir bei einem BMI weit jenseits der 40. Das KANN nicht gut sein. Und so kann sich auch niemand wohlfühlen (dieses Urteil beruht auf meinen eigenen Erfahrungen und meiner eigenen Meinung). Ein Skelett ist nicht dafür ausgelegt, so viel Gewicht zu tragen. Wie sollen diese dünnen Knochen auf Dauer ein Gewicht jenseits der 120 tragen? Dazu kommen noch Dinge wie Organverfettung, was die Funktion der Organe dauerhaft einschränkt. Ein Herz ist nicht dafür ausgelegt, so einen Körper zu durchbluten. Und und und.

    @kalayice Hat in meinen Augen etwas sehr richtiges gesagt. Und zwar sollte man unterscheiden zwischen Diskriminierung und medizinischen Fakten.
    Ja, ich fand es auch unangenehm, dass mir meine Ärztin sagte, dass mein Gewicht mehr als kritisch ist und Krankheiten auslösen kann. Aber das ist doch keine Diskriminierung. Das sind die Fakten und sie hatte verdammt nochmal völlig recht. Und es ist ihr Job als Ärztin mir zu sagen, dass mir das schadet und ich was ändern muss, wenn ich gesund sein möchte.

  • Jessica_Heilmann
    Jessica_Heilmann Beiträge: 882 Member
    By the Way.... die Definition von curvy ist Kleidergröße 40. Das was ein Plus Size Model an hat.
  • Anowja
    Anowja Beiträge: 1,150 Member
    @felixg1109 danke für das Aufgreifen des Themas.

    @hostage83 schrieb :
    Besonders nervt mich aber momentan auch der Punkt mit der Body Positivity. Überall hört man neuerdings von "curvy" und wie toll das ist..

    Das geht mir ganz genauso. Der Grund liegt meiner Meinung nach darin, dass mittlerweile ein erschreckend großer Prozentsatz der Bevölkerung übergewichtig ist und man nun aus der Not eine Tugend machen muss. Anstelle was gegen das Übergewicht zu tun, redet man es sich schön. Bei den Amis gibt's ja die fat acceptance Bewegung, da kann man nur mit dem Kopf schütteln.
    Eine adipöse Bekannte sagte neulich völlig überzeugt und mit Inbrunst zu mir: eine RICHTIGE Frau hat Kurven und ein RICHTIGER Mann weiß das zu schätzen.
    Da ist mir glatt die Kinnlade runter geklappt :o
  • vombalkon
    vombalkon Beiträge: 1,076 Member
    Ich habe mir das mit den Kurven auch lang genug schöngeredet.

    Aber als ich gemerkt habe, dass ich an meine Füße nicht mehr richtig dran komme, um sie zu pflegen, weil die Plauze zu dick war, habe ich eingesehen, dass es dringend an der Zeit ist, die Reißleine zu ziehen.

    Dass die Kurven schön sind, hat halt auch irgendwo eine Grenze.
  • Eganko
    Eganko Beiträge: 1,123 Member
    interessantes Thema, in der Tat , ja.

    Also ich finde, dass akzeptiert werden muss, dass es keinen Idealtyp gibt. Also dass akzeptiert werden sollte, dass wir alle unterschiedliche Formen, Größen und Breiten haben. Ob im Rollstuhl sitzend, mit Krücken, deformiert, "normal", mit Behinderungen/Einschränkungen oder ohne. Dass wir eben nicht dem Hungerhakenmodell auf dem Laufsteg entsprechen.

    Ich habe in der Hose 58 getragen (mit 126 kg) aber mit "curvy" hatte das gar nichts zu tun. Und das gut zu heißen finde ich auch nicht ok.

    Wie auch andere geschrieben haben mit korrekt angebrachter Kritik muss man darauf aufmerksam machen, auch wenn es den einen oder anderen nicht interessieren wird (siehe z. B. die Zigarettenpackungen).

    Auch ich habe mich nicht wohl gefühlt. Es mag Leute geben, die das von sich behaupten und das auch glauben, das mag sein. Aber wenn ich von mir aus gehe und mich vergleiche von jetzt zu früher... ich bin fit, schnaufe nicht wie ein Walross, habe keine Angst vor Steigungen oder vor die Türe zu gehen oder mich zu schämen, wenn andere an mir rauf und runter gucken. Ich bin aktiv und genieße Essen auch, fühle mich wesentlich wohler als früher, Photos sind mittlerweile willkommen, man strahlt ganz anders aus. Auch die ganzen Zipperlein und Schmerzen sind zum großen Teil weg, mein Körper ist einfach gesünder.
  • SlowMarkus
    SlowMarkus Beiträge: 662 Member
    Zum Thema "Idealtyp" muss man sich meiner Meinung nach doch nur diverse Naturvölker angucken.
  • kalayice
    kalayice Beiträge: 190 Member
    Nya der Vergleich hinkt leider auch. Diverse Naturvölker leiden mittlerweile Hunger weil ihre Lebensräume von westlichen Industriestaaten abgeholzt werden. Wasser wird privatisiert etc
  • RuruMak
    RuruMak Beiträge: 52 Member
    Curvy ist doch lt Definition gr.40 oder ? Das finde ich nicht lebensbedrohlich übergewichtig. Und ich würde mir ehrlich gesagt nie herausnehmen jemand anderen dazu zu bringen oder zu belehren abzunehmen nur weil ich den Schritt gegangen bin und der Meinung bin mein gegenüber ist zu fett (und damit automatisch nicht gesund) (??) das findet man auch oft bei Ex Rauchern die plötzlich militant und penetrant versuchen ihre Raucher Freunde zu überreden ebenfalls aufzuhören. Am Ende kann man doch eh nur sich selbst ändern. Und egal in welche Richtung der Trend geht - size 0, curvy oä. Es wird immer jene geben die mitziehen oder eben jene die diese Trends ignorieren und ihr Ding machen und sich nicht darüber definieren was gerade mal wieder IN, angesagt oder wie auch immer ist
  • Alletwirdjut
    Alletwirdjut Beiträge: 762 Member
    Naja, vielleicht ist Curvy lt. Definition Gr. 40 und bei Größe 40 würde ich dir auch zustimmen das dass nicht lebensbedrohlich übergewichtig ist. Hab auch schon 40 getragen und war sicher nicht schwer übergewichtig. Aber ich hab sowohl ich Zeitschriften wie auch schon in Berichten gesehen das Curvy bei Frauen propagandiert wird die aber sowas von in keine 40 reinpassen würden...auch in keine 46, oder 48. (und ich red nicht von 180 cm Frauen) Und da kann man doch nicht mehr davon reden das dies gesund ist und das diese Frauen sich wirklich wohl in ihrem Körper fühlen. Nee.

    Ich denke auch das ist damit gemeint das es jetzt teilweise halt in die andre Richtung geht und Frauen jenseits eines gesunden Gewichts in die Curvy-Sparte geschoben werden aber die weit weg sind von Curvy sondern halt leider einfach nur richtig übergewichtig.

    Ich denke auch das war es was @hostage83 mit ihrem EingangsThread gemeint hat. Das es halt auch gefährlich ist wenn auf einmal suggeriert wird "wenn du SO aussiehst, dann ist das toll und völlig ok" obwohl diejenige unterm Strich einfach nur schwer übergewichtig ist und nicht einfach nur bisserl Curvy und somit auch langfristig gesehen ihrer Gesundheit schadet.
  • hostage83
    hostage83 Beiträge: 545 Member
    RuruMak schrieb: »
    Curvy ist doch lt Definition gr.40 oder ? Das finde ich nicht lebensbedrohlich übergewichtig. Und ich würde mir ehrlich gesagt nie herausnehmen jemand anderen dazu zu bringen oder zu belehren abzunehmen nur weil ich den Schritt gegangen bin und der Meinung bin mein gegenüber ist zu fett (und damit automatisch nicht gesund) (??) das findet man auch oft bei Ex Rauchern die plötzlich militant und penetrant versuchen ihre Raucher Freunde zu überreden ebenfalls aufzuhören. Am Ende kann man doch eh nur sich selbst ändern. Und egal in welche Richtung der Trend geht - size 0, curvy oä. Es wird immer jene geben die mitziehen oder eben jene die diese Trends ignorieren und ihr Ding machen und sich nicht darüber definieren was gerade mal wieder IN, angesagt oder wie auch immer ist

    Sei mir nicht böse, aber hast du den Thread gelesen? Es geht hier nicht um Größe 40 sondern um Größe 52. Abgesehen davon hat jeder einzelne, der hier geschrieben hat extra betont, dass es NICHT darum geht, jemanden zu belehren oder zu diskriminieren. Um Gottes Willen, ich würde niemals jemandem sagen, dass er unbedingt abnehmen sollte. Es soll jeder nach seiner Art leben. Genau wie ich niemandem sagen würde, dass er aufhören muss zu rauchen. (Ich bin übrigens Ex-Raucher)

    Mir persönlich geht es, wie bereits mehrfach geschrieben, darum, dass ein Körperbild öffentlich glorifiziert wird, welches absolut gesundheitsschädlich ist. Und damit meine ich nicht 3-10 Kilo zu viel.
  • RuruMak
    RuruMak Beiträge: 52 Member
    @hostage83 ich habe keinem hier unterstellt andere zu belehren sondern lediglich meine Sichtweise beschrieben und wie ich das für mich sehe ;) ;) also bitte nicht gleich als Angriff sehen nur weil dieser inhaltlich vielleicht von deinen oder anderen Kommentaren abweicht. Wäre doch langweilig (und unrealistisch) wenn wir Individuen alle genau die gleichen Meinungen/Gedanken hätten... o:)
  • dani123style
    dani123style Beiträge: 315 Member
    Spannendes Thema - da kommt mir viel dazu in den Sinn, ich hatte zum Thema Body shame und umgekehrt Body Pride und Abnehmen erst neulich was gelesen.

    Ich denke, dass es den meisten Übergewichtigen eher an einer ausreichenden Body Acceptance fehlt und dass dies einer Abnahme entgegensteht.

    Das was @bertiNRW beschreibt, hat im Englischen den Begriff Weightism - Diskriminierung aufgrund des Gewichts. Das ist ein ganz heikles Thema, danke für Dein "Geständnis", ich bin mir aber ziemlich sicher, dass das auch unter den Betroffenen selbst weit verbreitet ist - man denkt von sich selbst auch nichts Gutes und gerät so in eine psychische Abwärtsspirale.

    Wenn man nur das Thema Sport nimmt - wieviel schwieriger ist es, sich mit einer negativen Einstellung zu seinem Körper zur Bewegung motivieren...
    "Ich trau mich nicht -Was sollen denn die Leute denken?" war hier auch schon öfter Thema, ob Fitnesstudio, Laufstrecke oder Schwimmbad...

    Thema Gesundheit: Wer von Euch ist mit Übergewicht gerne zum Arzt gegangen, ohne Sorge, dass er nicht ernst genommen würde?
  • felixg1109
    felixg1109 Beiträge: 1,872 Member
    @dani123style ich war vor meiner Abnahme 10 Jahre nicht beim Arzt - normale "Wehwehchen" wie Grippe, Mandelentzündung, Bronchitis krieg ich auch so weg und um zu hören, dass ich zu fett bin (was ich war und ja auch wusste) musste ich nicht hin. Seit der Abnahme war ich häufiger als in den 28 Jahren vorher beim Arzt.

    Was das von @BertiNRW erwähnte "Vom Gewicht auf Kompetenz schließen" (verkürzt) angeht - das habe ich bei mir glücklicherweise noch nicht entdeckt (kann das aber voll nachvollziehen). Bei mir ist es eher so, dass ich mich stark zurückhalten muss den Leuten keine Tipps/Beratung geben zu wollen. Ein Kumpel von mir ist fast im gleichen Maße in dem ich "geschrumpft" bin auseinander gegangen (hab dem 50kg Klamotten gegeben xD) und ich hab schon mehrere Versuche unternommen ihm zu helfen, aber auch das mittlerweile aufgegeben.

    Mein Problem bei Bodyshaming/Fatshaming ist, dass es Menschen mehr herunterziehen kann - jedoch auch das Gegenteil bewirken kann, wenn jemand den richtigen Moment erwischt (und es nicht zu krass ist).

    Mein Problem mit Body-Positivity ist, dass es gerne dazu verwendet wird sich mehr "zu ver..äppeln" - auf der anderen Seite kann auch das gesteigerte Selbstbewusstsein (wobei ich das für aufgesetzt halte) helfen.

    Ich selbst habe auch keine Abneigung gegen "ein paar Kilo zu viel", eher gegen das "sich selbst belügen" in deutlich höheren Regionen.
  • hostage83
    hostage83 Beiträge: 545 Member
    Also ich habe einige sehr, sehr übergewichtige Menschen im Freundes- und Familienkreis. Und ich bin noch niemals auf die Idee gekommen, einen davon belehren oder bekehren zu wollen. Ich habe auch eine Freundin, die stark übergewichtig ist und sie sagt selbst, dass sie zufrieden mit sich ist und ich glaube ihr das auch. Sie ist ein sehr lebensfroher Mensch und man merkt ihr absolut an, dass sie mit sich im Reinen ist. Allerdings sagt sie selbst auch, dass sie sich wohl noch besser finden würde, wenn sie weniger Gewicht hätte. Und das ist eigentlich eine Einstellung, die ich absolut toll finde. Mit sich selbst im Reinen sein ist eine ganz tolle Sache. Aber gleichzeitig zu wissen, dass weniger Gewicht noch besser wäre ist auch gut. Ist es das, was man unter Body Accceptance versteht? @dani123style ?

    Auch habe ich in meiner leitenden Position im letzten Job selbst Bewerbungsgespräche geführt und dabei keine Unterschiede zwischen dicken oder nicht dicken Menschen gemacht. Meine Chefin war dann die, die eher nach Äußerlichkeiten aussortiert hat, was mich maßlos geärgert hat. Ich selbst habe auch nie gemerkt, dass meine Kompetenz anhand meines Gewichtes beurteilt wurde. Zumindest nicht in Bewerbungsgesprächen. Ob ich aufgrunddessen bereits vorher aussortiert wurde, weiß ich natürlich nicht.
    Ich kann aber nachvollziehen, warum es @BertiNRW so geht. Aber ich finde es gut, dass du dir dessen bewusst bist und vermutlich dann auch bewusst gegen dieses Denken ansteuerst.

    Im Grunde ist es ja schon eine wichtige Sache, gegen Diskriminierung anzugehen und auch öffentlich Anti-Diskriminierungs-Kampagnen zu starten. Allerdings darf der gesundheitliche Aspekt dabei nicht außer acht gelassen werden. Es ist nunmal nichts daran zu rütteln, dass massives Übergewicht gefährlich ist. Und man würde doch auch keine Kampagnen starten, die Rauchern sagen: Hey, das ist voll cool, was du da machst. Der Weg geht doch immer mehr zum gesunden Lifestyle. Warum wird dann bei Übergewicht stop gemacht und propagiert, dass das toll ist?
  • dani123style
    dani123style Beiträge: 315 Member
    bearbeitet Juli 2018
    @hostage83 Ja, das. Ich denke dabei als erstes an mich selbst, meinen eigenen Körper, ich denke, da muss man ansetzen, nicht bei den anderen.
    Was wäre passiert (mal vom Preis für ein neues Kleid abgesehen) wenn Du Dein Abnehmziel bis zur Hochzeit nicht erreicht hättest und Du ein zwei oder drei Größen größeres Kleid gebraucht hättest? Hättest Du die Hochzeit abgesagt? Ne, oder?

    @Felixg1109 genau das meine ich - zehn Jahre nicht zum Arzt! Hattest Du wirklich schlechte Erfahrungen mit Ärzten gemacht oder hast Du Dir das nur eingeredet ? Du hast inzwischen den Arzt gewechselt oder? Wäre ja ggf. auch vorher eine Option gewesen, wenn einem der eine blöd kommt.

    @BertiNRW, bist Du denn versöhnt mit Deiner dicken Vergangenheit? Projizierst Du da was von Dir auf die Bewerber?

    Sorry, das wurde jetzt etwas persönlich, aber ich denke darum geht es... um das eigene Selbstbild.
  • NikaIris
    NikaIris Beiträge: 120 Member
    Toll, dass es einen Extra Thread dafür gibt. ;)
    Ich poste hier gleich meine Antwort nochmal separat.
    NikaIris schrieb: »
    hostage83 schrieb: »
    Besonders nervt mich aber momentan auch der Punkt mit der Body Positivity. Überall hört man neuerdings von "curvy" und wie toll das ist. Ja, ich finde ehrlich gesagt auch Frauen mit Kurven schöner. [...]
    Aber gestern z.B. habe ich eine Sendung über Brautkleider geguckt (hallo Trash-TV, ich bin krank zu Hause). Dort haben sie auf einer Messe Brautkleider in Größe 52 bestellt für ihren Laden und die ganze Zeit von "curvy" geredet. NEIN! Größe 52 ist nicht "curvy". Das ist verdammt übergewichtig und lebensbedrohlich.

    Gott ja ... Amen.
    Ich finde kurvige Frauen auch sehr attraktiv. :) Da ich von Natur aus flach wie ein Brett bin (auch mit 93kg hatte ich nur Körbchengröße A, da setz ich einfach nicht an), ist das eine Körperform, die bei mir auf natürlichem Wege aber einfach nicht möglich ist. Wenn ich zunehme werde ich einfach nur schwabbelig und unförmig. ;) Leider steht mir "sehr schlank" (also BMI 19-20) wirklich am besten, weil Fett bei mir sofort unvorteilhaft angelegt wird. Ich finde Frauen total beneidenswert wo sich das in richtig schönen Kurven umsetzt und nicht als schwabbelige Knie, dicke Waden und Rettungsringe. Aber gut, das kann man sich halt nicht aussuchen.

    Aber Menschen, die nicht pummelig, sondern eindeutig fettleibig sind als "kurvig" zu bezeichnen ist halt Augenwischerei...

    Ich finde Body Positivity ein sehr zweischneidiges Schwert. Natürlich brauchen übergewichtige Menschen auch was Schickes zum Anziehen. Und ich bin die Letzte, die es okay findet Leute aufgrund ihres Gewichts zu diskriminieren oder zu mobben.
    Aber so zu tun als wären damit keine dramatischen gesundheitlichen Beschwerden verbunden, ist halt einfach gelogen.
    Ich kenne Frauen die mit 20, 30 oder 40kg Übergewicht immer noch unglaublich attraktiv sind, weil es einfach mal super verteilt ist, sie sich toll anziehen und/oder eine tolle Ausstrahlung haben. Das bestreit ja niemand. Aber die haben halt ebenfalls ein erhöhtes Risiko für sämtliche Stoffwechselerkrankungen, Krebserkrankungen, Diabetes, Osteoporose und was noch alles. Und darüber muss man auch sprechen können ohne dass einem gleich unterstellt wird, dass es fat shaming ist.
    Mit 93kg war ich grade bei einem BMI angekommen, der mich als "adipös" und nicht mehr "nur" übergewichtig qualifiziert. Und trotzdem haben mich die meisten Leute als "ein bisschen pummelig" wahrgenommen als ich sie im Zuge meiner Abnahme mal darauf angesprochen habe. Da sieht man doch sehr deutlich wie die Wahrnehmung inzwischen verzerrt ist..

  • mmariandl82
    mmariandl82 Beiträge: 193 Member
    bearbeitet Juli 2018
    Ich sehe es wie ihr, wobei der Begriff Body positivity für mich halt viel mehr ist, als nur dicke gut finden.
    Da geht's drum auch Sachen zu akzeptieren, die man eben nicht ändern kann, seien es Narben, Dehnungsstreifen, Krampfadern, dünne Haare, vielleicht sogar Amputationen oder einfach ein Körperbau/Größe, die arg aus der Norm fallen, etc. ... Es geht ja darüber hinaus ob dick oder dünn als schon propagiert wird, auch bei den dicken Models findet man keine Dehnungsstreifen oder übermäßig Cellulite, auch so sehen die wenigsten Dicken aus, wie auch schlanke Menschen selten makellose Körper haben. Und nur schlank sein reicht ja nicht, dann ist's zwar gesundheitlich körperlich besser, aber es geht dir scheiße, weil die Brüste hängen oder die Beine blaue Linien haben.

    Für mich geht's bei Body Positivity ind Acceptance darum sich sehr wohl selbst annehmen zu können, was einfach für jeden was anderes sein kann.

    Mehr Aufklärung über die Folgen von Übergewicht sollte definitiv her, aber wenn wer sagt er ist mit sich im reinen und dann bewusst nichts tut, auch wenn er/sie insgeheim leidet, soll's eben so sein. Es geht darum informierte Entscheidungen zu treffen.
    Klar ist Übergewicht nicht gesund, aber wenn sich wer dafür entscheidet, ist das wie bei Rauchern deren Sache.

    Dass die Begriffe Mittlerweile hauptsächlich von (meistens schwer) übergewichtigen annektiert werden, nervt mich ziemlich, wenn ich ehrlich bin.
  • NikaIris
    NikaIris Beiträge: 120 Member
    mmariandl82 schrieb: »
    Ich sehe es wie ihr, wobei der Begriff Body positivity für mich halt viel mehr ist, als nur dicke gut finden.
    Da geht's drum auch Sachen zu akzeptieren, die man eben nicht ändern kann, seien es Narben, Dehnungsstreifen, Krampfadern, dünne Haare, vielleicht sogar Amputationen oder einfach ein Körperbau/Größe, die arg aus der Norm fallen, etc. ...

    Oh ja! Ganz wichtiger Punkt! :)
    Diesen Aspekt der Body Positivity finde ich auch sehr wichtig und gut, diese Akzeptanz für Dinge, die nicht der "gewünschten Norm" entsprechen, aber die man halt nicht wirklich oder nur mit einem unproportional großen Aufwand ändern kann.

    Natürlich haben dicke Menschen ein Recht auf Body Positivity - und ganz ehrlich, Selbsthass hat mich noch NIE motiviert abzunehmen. Der Gedanke, dass mein Körper es wert ist, dass ich ihn gut behandele und bewege und mit gesunden Sachen füttere hat viel dazu beigetragen, dass ich so viel abgenommen habe. Viel mehr als jahrelang Selbstgeißelung, weil ich "so fett und so willensschwach bin". Also ganz verteufeln will ich das wirklich nicht.

    Aber es sollte halt nicht in Selbstbetrug enden, der einen davon abhält was Positives zu ändern.

    Und Menschen als kurvig oder üppig zu bezeichnen die adipös oder fettleibig sind ... das ist halt Augenwischerei.