Von der totalen Kontrolle zum Kontrollverlust
_Yeti_
Beiträge: 742 Member
Ich habe mich hier zuletzt in Diskussionen eingemischt und dabei meine Skepsis gegenüber dem strikten Kalorienzählen zum Ausdruck gebracht. Keinesfalls stelle ich in Frage, dass man Körperfett nur dann abbaut, wenn man ein Kaloriendefizit hat. Ein Ernährungstagebuch halte ich auch für ein geeignetes Mittel, um sich seine Ernährung bewusst zu machen und Anhaltespunkte zu finden, was man ändern sollte.
Dennoch glaube ich nicht, dass konsequentes Tracken der Ernährung über einen längeren Zeitraum funktioniert. Es mag Ausnahmen geben, aber die meisten werden das früher oder später aufgeben oder nachlässig werden. Wer dann fordert, einfach noch disziplinierter zu sein, noch konsequenter ein Kaloriendefizit einzuhalten, noch genauer eine bestimmte Nährstoffverteilung einzuhalten, hat aus meiner Sicht das Problem nicht verstanden.
Fettabbau oder Muskelaufbau ist keine Frage eiserner Disziplin, sondern eine Frage von geänderten Gewohnheiten. Wir können alle nicht aus unserer Haut und was wir sind, ist das Ergebnis unserer bisherigen Gewohnheiten. Wer Fett abbauen und/oder Muskeln aufbauen will, muss neue Gewohnheiten in den Alltag integrieren und alte Gewohnheiten hinter sich lassen.
Nichts fällt uns schwerer als das! Die Wenigsten werden es schaffen, ihr Leben von einem Tag auf den anderen komplett auf den Kopf zu stellen, aber das ist auch gar nicht erforderlich. Man muss das auf die lange Sicht betrachten. Viele kleine Schritte führen auch zum Ziel, aber dafür fehlt den Meisten die Geduld. Die Werbung für Diätprogramme und Lebensmittel zielt genau darauf ab: Ganz einfach und ganz schnell soll man sein überschüssiges Körperfett verlieren. Aber es gibt keine Abkürzungen!
Erinnert ihr euch noch an Sophia Thiel? Vor einigen Jahren hatte sie ihr eigenes Fitness- und Diätprogramm. Dafür hat sie einen hohen Preis bezahlt und war erst einmal eine Weile von der Bildfläche verschwunden. Hier habe ich gerade ein Interview mit ihr gefunden, das man sich ruhig einmal durchlesen sollte, bevor man selbst noch strenger, noch konsequenter, noch härter sein will oder andere dazu ermuntert, dies zu tun.
https://www.gmx.net/magazine/unterhaltung/stars/sophia-thiel-interview-totale-kontrolle-kontrollverlust-35784610
Dennoch glaube ich nicht, dass konsequentes Tracken der Ernährung über einen längeren Zeitraum funktioniert. Es mag Ausnahmen geben, aber die meisten werden das früher oder später aufgeben oder nachlässig werden. Wer dann fordert, einfach noch disziplinierter zu sein, noch konsequenter ein Kaloriendefizit einzuhalten, noch genauer eine bestimmte Nährstoffverteilung einzuhalten, hat aus meiner Sicht das Problem nicht verstanden.
Fettabbau oder Muskelaufbau ist keine Frage eiserner Disziplin, sondern eine Frage von geänderten Gewohnheiten. Wir können alle nicht aus unserer Haut und was wir sind, ist das Ergebnis unserer bisherigen Gewohnheiten. Wer Fett abbauen und/oder Muskeln aufbauen will, muss neue Gewohnheiten in den Alltag integrieren und alte Gewohnheiten hinter sich lassen.
Nichts fällt uns schwerer als das! Die Wenigsten werden es schaffen, ihr Leben von einem Tag auf den anderen komplett auf den Kopf zu stellen, aber das ist auch gar nicht erforderlich. Man muss das auf die lange Sicht betrachten. Viele kleine Schritte führen auch zum Ziel, aber dafür fehlt den Meisten die Geduld. Die Werbung für Diätprogramme und Lebensmittel zielt genau darauf ab: Ganz einfach und ganz schnell soll man sein überschüssiges Körperfett verlieren. Aber es gibt keine Abkürzungen!
Erinnert ihr euch noch an Sophia Thiel? Vor einigen Jahren hatte sie ihr eigenes Fitness- und Diätprogramm. Dafür hat sie einen hohen Preis bezahlt und war erst einmal eine Weile von der Bildfläche verschwunden. Hier habe ich gerade ein Interview mit ihr gefunden, das man sich ruhig einmal durchlesen sollte, bevor man selbst noch strenger, noch konsequenter, noch härter sein will oder andere dazu ermuntert, dies zu tun.
https://www.gmx.net/magazine/unterhaltung/stars/sophia-thiel-interview-totale-kontrolle-kontrollverlust-35784610
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Kommentare
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Dennoch glaube ich nicht, dass konsequentes Tracken der Ernährung über einen längeren Zeitraum funktioniert. Es mag Ausnahmen geben, aber die meisten werden das früher oder später aufgeben oder nachlässig werden.
Ich persönlich hätte jedenfalls keine Lust, bis an mein Lebensende jeden Krümel abzuwiegen und aufzuschreiben. Das wusste ich von Anfang an. Trotzdem war die Zählerei für mich ein sehr geeignetes Mittel um mein Gewicht zu korrigieren und mein Augenmaß neu zu justieren.
Und das dauert eben so lang es dauert. Je schlimmer das Gewicht aus den Fugen geraten ist, desto länger mag es dauern, bis man ohne diese Krücke wieder ein sinnvolles Gewicht halten kann.Man muss das auf die lange Sicht betrachten. Viele kleine Schritte führen auch zum Ziel, aber dafür fehlt den Meisten die Geduld.
Aber wenn ich eine Superduperwunderdiätpille verkaufen wollte, dann würde ich natürlich behaupten, dass das damit geht. Und falls es doch nicht gleich klappt, dann brauchst du eben noch mehr von meinen Pillen.
Es gibt keine Abkürzungen und man kann das auch nicht delegieren.
Sophia Thiel ist nicht perfekt. Niemand ist das.
Es tut mir leid, dass sie so lange versucht hat perfekt zu sein und sich dafür so gequält hat.
Aber immerhin hat sie der Welt gezeigt, dass sich Frauen nicht vor Muskeln fürchten müssen. Das erste Buch, das ich mir über Krafttraining gekauft habe, war ihres. Ich glaube nicht, dass ich mir das "Männerbuch" von Mark Lauren sonst gekauft hätte.
Also Sophia, falls du das jemals liest: Dankeschön! Ich war noch nie so fit wie jetzt.3 -
Ich persönlich hätte jedenfalls keine Lust, bis an mein Lebensende jeden Krümel abzuwiegen und aufzuschreiben. Das wusste ich von Anfang an. Trotzdem war die Zählerei für mich ein sehr geeignetes Mittel um mein Gewicht zu korrigieren und mein Augenmaß neu zu justieren.
Wer auf einen längeren Zeitraum wirklich jeden Krümel abwiegt und danach entscheidet, was sie/er noch essen darf, hat aus meiner Sicht eine neue Essstörung entwickelt, anstatt gesunde Ernährungsgewohnheiten zu lernen.
Meine Ernährung ist heute in einigen wesentlichen Punkten anders als früher, aber es ist auch vieles wie früher geblieben. Das kann ich mir erlauben, weil auch mehr Sport und Bewegung in meinen Alltag gekommen ist. Unterm Strich passt es so zusammen und ich muss mir seit Jahren überhaupt keine Gedanken machen, was und wieviel ich esse.
Was hat sich geändert: Ich esse mehr Eiweiß als früher. Fragt mich nicht, wie viel mehr, aber es ist mehr. Das ist also einer der Schritte in die richtige Richtung. Es fällt mir immer noch schwer, mit dem Essen aufzuhören, wenn ich satt bin. Wenn noch etwas da ist, esse ich weiter. Ich habe aber besser gelernt, nicht zu viel zu kochen. Wenn es auf dem einen Weg schwer fällt, kann man auch einen anderen Weg finden. Und ich achte noch mehr als früher darauf, richtige Lebensmittel zu essen und nur wenig Fertig-Fraß.
Was meine Ziele anbelangt, bin ich realistisch. Ich brauche mit 50 keinen Sixpack, aber ich möchte einen gesunden Körperfettanteil haben. Ich habe gemerkt, dass sich mein Körper wehrt, wenn ich versuche, unter den aktuellen Wert zu kommen. Bei einem Körperfettanteil von 12% habe ich immer noch keinen Sixpack, aber dann fangen bei mir die Hungerattacken an. Also bin ich mit 14-15% zufrieden und damit muss ich mir auch keine Sorgen um meine Gesundheit machen.
Ich weiß, was ich tun müsste, um in einem bis zwei Monaten wieder auf 12% zu kommen, aber ich weiß auch, dass ich das dann nicht so ohne Weiteres halten könnte. Noch niedriger wäre ein Kampf, den ich nicht kämpfen möchte. Wofür auch?
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Nun, ein Sixpack ist nicht kriegsentscheidend. Adipositas zu bannen schon eher. Ein Sixpack ist eine rein kosmische Angelegenheit und hat nicht wirklich etwas mit "mehr Gesundheit" zu tun. Es gibt auch einen Grund, warum selbst Athleten, die davon leben (zB durch Werbeverträge o. ä.) einen dafür nötigen KFA von unter 10% auch nicht dauerhaft halten können und ständig zwischen on und off season schwanken... Schlicht weil so etwas nicht wirklich natürlich ist. Nun, ich selbst bin 50 Jahre alt und habe seit nunmehr fast 10 Jahren zumindest ansatzweise durchgehend das, was man einen Sixpack nennt. Natürlich nicht so ausgeprägt, wie einem das auf einschlägigen Magazinen suggeriert wird. Zumal mein KFA bestimmt die 11% auch noch nie unterschritten hat (auch die Verteilung der Fettpolster ist ja genetisch mitdeterminiert, bei dem einen klammert es sich halt mehr an der Bauchdecke fest, bei anderen eher an Brust und/oder Hüfte), aber dass ein Sixpack einem jetzt im Alltag irgendwelche besonderen Vorteile bringt, zumal man ja eh meist bekleidet herumläuft und "Sixpack" nicht auf der Stirn stehen hat, konnte ich noch nicht beobachten bzw feststellen... 😂😂🙈0
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Mir ging es auch gar nicht um einen Sixpack, sondern um die Frage, wie viel Kontrolle man auf Dauer durchhält und ob es nicht bessere Wege gibt. Das Beispiel von Sophia Thiel zeigt sicherlich, dass sehr hochgesteckte Ziele auch sehr viel Kontrolle erfordern. Aber das führt natürlich zur nächsten Frage, welche Ziele für einen selbst überhaupt erstrebenswert sind und welchen Preis man bereit ist, dafür zu zahlen.
Ich war vor 6 Jahren mit einem BMI von 29 noch im gelben Bereich, aber das ließ sich mit nicht allzu großem Aufwand in Ordnung bringen. Bei Leuten, bei denen das Übergewicht bereits ganz konkrete gesundheitliche Probleme mit sich bringt, sind sicherlich auch erst einmal konsequentere Maßnahmen nötig. Aber auch das ist nicht von Dauer, sondern irgendwann muss ja ein neuer Normalzustand hergestellt werden.
Was ist mit den Vielen, die 20 Jahre Diät-Erfahrung haben und die eigentlich nie ganz zufrieden sind? Bei denen Ernährung immer entweder mit bewusster Einschränkung oder sich-gehen-lassen in Verbindung gebracht wird und die wiederkehrend bewusst abnehmen und dazwischen immer wieder unbewusst zunehmen?1 -
> @_Yeti_ schrieb:
> Was ist mit den Vielen, die 20 Jahre Diät-Erfahrung haben und die eigentlich nie ganz zufrieden sind? Bei denen Ernährung immer entweder mit bewusster Einschränkung oder sich-gehen-lassen in Verbindung gebracht wird und die wiederkehrend bewusst abnehmen und dazwischen immer wieder unbewusst zunehmen?
Da steht so eine wichtige Frage im Raum...und plötzlich wird es ganz still im Forum.
Ich bin 46 Jahre alt und eine von den "Vielen", 25 Jahre Diäterfahrung, seit 2017 hier Mitglied und habe insgesamt 25kg verloren. Das Kalorienzählen begleitet mich schon ewig, mit mal kürzeren und längeren Phasen, die längste ca 4 Jahre.
Man müsste also meinen, ich hätte neue Gewohnheiten etabliert- mit nichten.
Immer wenn ich den KFA unter 20 drücken wollte, hat sich mein Körper gesträubt und es ging wieder 5-10kg rauf.
Ich habe ohne das Zählen und das ständige Gedankenkreisen um die Ernährung sehr schnell wieder das Augenmaß für Portionen und Nährwerte verloren. Schon nimmt man wieder zu.
Aber die Zählerei habe ich immer als unnatürlich empfunden. Es ist einfach nicht das wirkliche Leben! Es hat mich in der Familie und im Freundeskreis irgendwie "einsam" gemacht. Vor Einladungen hatte ich oft Panik, weil es da meist kein "Diätessen" gab, oft bin ich gar nicht erst hin gegangen. Da kann ich mich mit dem von dir @_Yeti_ verlinkten Interview sehr identifizieren.
Ernährung ist und war für mich immer bewusste Einschränkung oder ein durch Freiheit und Unbeschwertheit entstandener Kontrollverlust mit den jeweiligen Ergebnissen. Und ich habe ALLES versucht - definitiv! incl. Muskelaufbau mit dem sehr überschätzten "Mehr" an Kalorien, die man dann essen kann, weil die Muskeln ja auch in Ruhe ordentlich verbrennen...naja: 100-200 Kalorien vielleicht. Was man dafür bekommt, weiß wohl jeder hier.
> @_Yeti_ schrieb:
>Mir ging es auch gar nicht um einen Sixpack, sondern um die Frage, wie viel Kontrolle man auf Dauer durchhält und ob es nicht bessere Wege gibt.<
Diesen besseren Weg suche ich nach wie vor. Er soll unbeschwert sein. Selbstliebe und Selbstakzeptanz wären ein Ansatz, aber ich kann einen unschönen Bauch und dicke Beine nicht schön reden oder schön finden. Nicht bei mir und nicht bei anderen. Ich habe mich mit mir von "Nackt gut aussehen" auf "Angezogen gut aussehen" vorerst geeinigt. Weil ich einfach müde bin von dem allen.
Zufrieden bin ich damit nicht und wie es weitergeht weiß ich auch nicht.3 -
Es wird plötzlich ganz still im Raum, weil einer die besagte Frage aufgeworfen hat. Und der andere dazu bereits etwas gesagt hatte. Ich halte mein Gewicht jetzt schon seit 10 Jahren. Mir ist es also gelungen, eine Ernährung zu etablieren, die mich satt macht und auch befriedigt. Ich kann Dein Problem daher nicht mit meinem eigenen Erfahrungsschatz abgleichen. Und von Meinem Mitgefühl und Verständnis hast Du ja auch nicht wirklich etwas. Ich kann nur vermuten, dass Dein Problem grundsätzlich tiefer sitzt. Denn als erwachsenen Frau mit Normalgewicht hat man so in etwa ein Kalorien"budget" von so 1700kcal. Wenn man klein und zierlich ist vielleicht auch nur 1600kcal. Das ist im Grundsatz gar nicht mal so wenig, dass frau ständig ein Mangelgefühl haben müsste. Bei der richtigen Auswahl und Zusammenstellung von Lebensmitteln kann man da locker 3 recht große Hauptmahlzeiten draus bekommen und sogar noch ein oder zwei Zwischenmahlzeiten. Und mit einer Einheit Krafttraining dazwischen springt auch noch ein zusätzlicher Proteinshake mit raus. Wenn Du dabei Mängel oder Zwänge empfindest stimmt ja grundsätzlich etwas mit Deiner Kalibrierung bzw Deinem Belohnungssysten nicht. Mit dem, was Du als "satt" oder als "Genuss" ansiehst. Hinzukommt, dass Du Dich als Opfer Deines Körpers empfindest, der ungerechterweise mit Fettpolstern reagiert wo "alle anderen" einfach "drauflosfressen" können, ohne dass man es sieht... Dass die Übergewichtsquote in Deutschland aber bei Adipositas schon bei ca. 40% liegt und das, ich nenne es mal ästhetisch empfundene (also medizinisch noch nicht relevanten) Übergewicht mit dazugenommen, bei bestimmt schon 60%, wird bei dieser Form der Selbstreflexion gerne ausgeblendet. Also dass es recht viele betrifft... 🤔
Wir leben gesellschaftlich gesehen ja schon lange nicht mehr "artgerecht". Unser Körper ist der eines Jägers und Sammlers. Dafür gemacht, den Herden nachzulaufen (Tagesmärsche bis 20 km oder mehr waren normal), die Beute zu jagen und zu töten, Vogelnester auszunehmen und dazu auch den Baum zu erklimmen oder über Gräben zu springen, Gruben für Mammuts auszuheben usw. Der gleiche Körper, also der mit dem zumindest gleichen Bauplan, fährt heute jeden Meter mit dem Auto, jagt sein Essen im Supermarkt oder Foodcourt, nutzt wann immer er kann Rolltreppen und Fahrstühle und lehnt jede als unnötig empfundene zusätzliche Bewegung ab. Wenn Deutschland antreten müsste, würden 70% an einem einfachen Klimmzug scheitern (bei den Frauen für sich genommen sogar 90%)...Was sagt das über unseren körperlichen Zustand aus?! Du selbst räumst zB ein, dass eine gut entwickelte Muskulatur ca. 200kcal "straffreie" zusätzliche Kalorien einbringen kann... Ja ist das denn nicht viel?! Wenn Frau statt 1600kcal nun plötzlich 1800kcal essen kann ohne Fett zuzulegen?! Wir haben Mädels hier, die 2000kcal essen, ohne Fett aufzubauen (die aber auch ein straffes Trainingsregimen fahren, nicht weil sie müssen, sondern es sich angewöhnt haben) ... Was willst Du denn noch?! Ab wann wärst Du denn zufrieden?! 3000kcal.... 4000kcal?! Deine Kalibrierung von "satt" und "befriedigt" stimmt irgendwie nicht... Und Deine Wahrnehmung, Deinen Körper mit bestimmten Maßnahmen in eine von Dir vorgestellte gewünschte Form "zwingen" zu müssen. Wenn es Dir gelingt, Deine Wahrnehmung durch Änderung von Gewohnheiten und gefühlten Bedürfnissen mit den tatsächlichen Bedürfnissen Deines Körpers in Einklang zu bringen, verändert der sich nämlich von ganz alleine...3 -
@0olak: Ja, die Zählerei ist sicher unnatürlich, da hast du recht. Ich sehe das wie einen Krückstock, den man benutzt, so lange man ihn braucht, den man wegstellt, um zu probieren, ob es schon ohne geht, und den man irgendwann in die Ecke wirft.
Man kann ihn aber jederzeit wieder rausholen, wenn man sich nochmal den Fuß verknackst hat.
Ich habe mit dem Krückstock 20 Kilo verloren, war stolz drauf und habe dann versucht, "freihändig" weiterzumachen. Das ging ganz gut, außer wenn in kurzen Abständen Weihnachten und Geburtstage kamen. Direkt danach 2 Wochen Urlaub, schon hatte ich ein Kilo drauf, das ich nur schwer wieder los geworden bin. Oder auch gar nicht. Durch Corona fiel dann das bisschen Alltagsbewegung auch noch weg und mir wurde klar, dass ich mich jetzt entscheiden muss, ob ich fast nichts mehr esse, um das Gewicht im Zaum zu halten, oder ob ich mich mehr bewege. Mehr Sport schien mir das kleinere Übel zu sein.
Bei mir bewirken die Sporteinheiten und die gewonnen Muskeln zur Zeit immerhin, dass ich ziemlich entspannt essen kann. Jetzt nicht unbedingt jeden Quatsch, aber ich bin in der Lage, im ganz normalen Alltag Mahlzeiten zusammen zustellen, die ich lecker finde, die sich kein bisschen nach Verzicht anfühlen und von denen ich dann auch eine ordentliche Portion verspeisen kann. Wenn ich alle paar Wochen Bock auf eine Pizza habe, dann macht das gar nichts. Auch nicht, wenn der Käsejunkie in mir noch eine Extraladung Mozzarella draufgestapelt hat.
Wenn dann zwischendurch Ostern, Omas Geburtstag, Muttertag und Grillen mit Freunden auf vier aufeinander folgende Wochenenden fallen, dann muss ich natürlich unter der Woche ein bisschen ausgleichen. Im Gegensatz zu vorher klappt das aber problemlos und zuverlässig, weil ich bei einem Budget von ca. 1700 kcal besser jonglieren kann als bei 1500 kcal.
Der Unterschied zu dir ist aber vielleicht, dass ich noch nie versucht habe, meinen KFA unter 20% zu bekommen. Ich glaube gerne, dass man sich da in einen Bereich begibt, wo man sehr wachsam sein muss, um das dauerhaft zu halten.
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>ThomasBWE schrieb:
>Denn als erwachsenen Frau mit Normalgewicht hat man so in etwa ein Kalorien"budget" von so 1700kcal. Wenn man klein und zierlich ist vielleicht auch nur 1600kcal.
Ich bin 148cm und wiege 47kg. Von 1700 oder mehr kann ich nur träumen. Du kannst nicht im mindesten ermessen, was es heißt generell mit einem sehr geringen Budget auskommen zu müssen. Nur weil ich klein bin und wenig wiege, hab ich nicht automatisch sehr viel weniger Hunger.
>ThomasBWE schrieb:
Hinzukommt, dass Du Dich als Opfer Deines Körpers empfindest, der ungerechterweise mit Fettpolstern reagiert wo "alle anderen" einfach "drauflosfressen" können, ohne dass man es sieht...
Das habe ich nicht geschrieben und nicht gemeint. Ich trainiere seit Jahren, beschäftige mich genauso lange mit Ernährung und den dazugehörigen Mythen. Ich kenne mich diesbezüglich schon ein "wenig" aus und glaube sicherlich nicht, dass alle Schlanken Tonnen von Nahrung in sich rein stopfen ohne zuzunehmen. Trotzdem stoße ich an eben solche Grenzen, wie in @_Yeti_ 's Beispiel von Sophia Thiel (ohne mich jetzt mit ihr vergleichen zu wollen).
>ThomasBWE schrieb:
Wenn es Dir gelingt, Deine Wahrnehmung durch Änderung von Gewohnheiten und gefühlten Bedürfnissen mit den tatsächlichen Bedürfnissen Deines Körpers in Einklang zu bringen, verändert der sich nämlich von ganz alleine...
Das hast du schön formuliert, aber wie setzt man sowas um? Das ist es doch worum es hier geht. Das ist das Hauptproblem der Leute, die ihr Gewicht nicht dauerhaft halten können! Du hast den für dich richtigen Weg gefunden und kommst damit klar, hast Gewohnheiten etabliert und zu Routinen gemacht. Glückwunsch! Nicht jedem gelingt das...aber warum?1 -
@vombalkon
Deine Beschreibung mit dem Krückstock ist eine sehr schöne Metapher, die ich mir nochmals durch den Kopf gehen lasse.
Mir geht es ähnlich wie dir. Nach der Haupt-Gewichtsabnahme ist es insgesamt leichter als vorher.
Befinde ich mich in einer Art Blase mit mir selbst, habe ich auch weniger Probleme. Sobald aber gesellschaftliches Leben stattfindet und das schon im eigenen Haushalt, wo die Kinder, der Mann , die Eltern gern viel und gehaltvoll essen wirds richtig schwer.
Es gab Zeiten, da hab ich mich fast tot gesportelt um die Kalorien auszugleichen, aber das hatte alles nichts mit einem unbeschwerten Leben zu tun
Ich will hier auch keine Diskussion vom Zaun brechen, wer das schwerste Los hat. Dauerjammern will ich auch nicht. Mich hat nur folgende Frage sehr beschäftigt:
@_Yeti_ schieb:
Was ist mit den Vielen, die 20 Jahre Diät-Erfahrung haben und die eigentlich nie ganz zufrieden sind? Bei denen Ernährung immer entweder mit bewusster Einschränkung oder sich-gehen-lassen in Verbindung gebracht wird und die wiederkehrend bewusst abnehmen und dazwischen immer wieder unbewusst zunehmen?0 -
Hui, ich habe gerade mal gerechnet, wie groß denn mein Budget wäre, wenn ich deine Größe hätte.
Das ist ja nochmal ca. 300 kcal weniger als bei mir.
Da muss man dann ja schon überlegen, ob man noch Sport macht, oder ob das schon Notwehr ist.
Meine Haushaltsmitglieder interessieren sich zum Glück nicht für Kalorien, so lange es viel und lecker ist. Da ich koche, bestimme ich auch, was auf den Tisch kommt (oder wie es zubereitet wird). Man kennt ja inzwischen ein paar Tricks, wie man den Kaloriengehalt im Rahmen halten kann. Und dann soll sich halt jeder den Teller so voll schaufeln, wie er meint.
Mein Schatz lästert zwar regelmäßig, dass er sich anschließend noch eine Pizza bestellt, aber das war bisher noch nie nötig.2 -
Ich bin, seit Corona uns im Griff hat, in der Nachbarschaftshilfe tätig. Im Januar diesen Jahres hab ich eine Frau dazu bekommen, für die ich einkaufen sollte, weil sie krank war und alleinstehend. Ihr Infekt war sehr hartnäckig. Hab sie immer nur kurz an der Tür gesehen, sie war sehr dick. Die Einkaufsliste bekam ich per WhatsApp. Die Liste war gruselig. Nur Fertigprodukte, Zucker, Fett, Sahne, usw. Außer mal ein paar Äpfel war wirklich nichts Brauchbares dabei. Nach zwei Wochen fragte ich die Dame, wie die Einkaufshilfe gedacht war, da der Infekt vorbei war. Sie sagte, sie ist schlecht zu Fuß, hat Diabetes, hohen Blutdruck, Depressionen, Fußschmerzen und ich weiß nicht was noch alles. Sie fragte, ob ich weiterhin für sie einkaufen könnte.. Wir haben uns umfangreich ausgetauscht. Sie wollte unbedingt was ändern, hab ihr angeboten zu helfen. Ein paar Schritte täglich gehn, Ernährung umstellen usw.
Hab ihr allerdings auch gesagt, dass ich mich als Hilfe zur Selbsthilfe sehe, dass ich nicht bereit bin, ihr 2 mal pro Woche so einen Schrott einzukaufen, der sie noch kranker macht. Sie hat zugestimmt und ist dann auch mitgekommen zum einkaufen. Geändert hat sie allerdings nix, GARNIX!!!
Zwischenzeitlich hatte ich ihr meinen Schrittzähler und ein Diabetesbuch mit Ampelsystem geschenkt. Riesig gefreut hat sie sich, aber geändert hat sie trotzdem nichts. Über den Arzt hat sie geschimpft, über zuwenig staatliche Unterstützung, über Verwandtschaft, Freunde, alle waren scheiße....
Vor zwei Wochen war ich nun auch scheiße und hab ihr gesagt, daß Helfen beiden gut tun muss, auch dem, der hilft. Hab dieses Kapitel für mich beendet, manchen kann man nicht helfen......
> @0olak schrieb:
> Diesen besseren Weg suche ich nach wie vor. Er soll unbeschwert sein. Selbstliebe und Selbstakzeptanz wären ein Ansatz, aber ich kann einen unschönen Bauch und dicke Beine nicht schön reden oder schön finden. Nicht bei mir und nicht bei anderen. Ich habe mich mit mir von "Nackt gut aussehen" auf "Angezogen gut aussehen" vorerst geeinigt. Weil ich einfach müde bin von dem allen.
> Zufrieden bin ich damit nicht und wie es weitergeht weiß ich auch nicht.
>
Diese Negativität der Dame, von der ich berichtet habe, lese ich auch in deinen Zeilen und versteh mich bitte nicht falsch, das soll kein Vorwurf sein, sondern einfach nur eine Feststellung. Ich bin überzeugt, dass neue Wege nur Sinn machen, wenn man ein klares Ziel vor Augen hat, für das man bereit ist, auch mal den steinigen, mühsamen Weg zu gehn. Wenn der Leidensdruck nicht groß genug ist oder das Ziel nicht erstrebenswert genug, dann kann man es auch einfach lassen, aber dann muss man den Ist-Zustand eben hinnehmen. Alle großen Wünsche im Leben haben meist auch Schattenseiten. Die berufliche Top-Karriere ist oftmals verbunden mit wenig Freizeit. Der Profisportler hat sicherlich auch nicht täglich Lust so hart zu trainieren und wenn du einen schönen, straffen, schlanken Körper haben möchtest, musst du tatsächlich drauf verzichten, täglich bis zum Anschlag zu futtern. Glaub mir ich weiß wovon du redest, ich bin ein Vielfrass und hab bestimmt in meinem Vorleben Schokolade erfunden😅
Wenn du weißt, was du wirklich willst, dann findest du auch den richtigen Weg für dich. Der Ernährungsweg ist auch nicht anders wie der Lebensweg. Immer wenn man denkt, läuft gerade richtig gut, grätscht irgendwas oder irgendwer dazwischen. Aber kriegt man doch alles wieder hin......
Gibt Erkrankungen, da kann man nix mehr machen, aber ein bissl Speck kann man mit der richtigen Energie verschwinden lassen und auch noch richtig Spaß dabei haben, also geh positiv an die Sache ran!!!5 -
Was ist mit den Vielen, die 20 Jahre Diät-Erfahrung haben und die eigentlich nie ganz zufrieden sind? Bei denen Ernährung immer entweder mit bewusster Einschränkung oder sich-gehen-lassen in Verbindung gebracht wird und die wiederkehrend bewusst abnehmen und dazwischen immer wieder unbewusst zunehmen?
Ich betrachte mich als eine dieser „Vielen“, möchte jedoch an dieser Stelle nur für mich selbst, also über meine Interpretation des Sachverhalts sprechen. Ich weiß viel über gesunde Ernährung, und würde ich dieses Wissen ausnahmslos jeden Tag anwenden, wäre ich schlank. Ich weiß viel über die Wirkungen von Ausdauer- und Kraftsport, und würde ich dieses Wissen konsequent anwenden, hätte ich einen straffen Körper. Jedoch, das Wissen allein nützt mir nichts, ich muss es auch anwenden.
Das Verhalten der Dame, das @La_Six beschreibt, ist, so glaube ich symptomatisch für diese „Vielen“, die eigentlich wissen, dass sie etwas verändern müssten, im Außen zwar sporadisch nach Hilfe suchen, sich im Inneren jedoch nicht dazu befähigen, etwas zu verändern. Wer sich so sehr hat „gehen lassen“, dass er sich mit 30, 50 oder 100 kg Übergewicht belastet hat, hat ja Essen als Krücke für das Stillen emotionaler Bedürfnisse benutzt, die anderweitig keinen Ausdruck finden konnten. Und es sind nun einmal hochkalorische, kohlenhyrdratreiche, süße, salzige oder fettige (Fertig-) Produkte, die diese emotionalen Bedürfnisse stillen. Mit grünem Salat lassen sich Kummer oder Zorn nicht zum Schweigen bringen. Aber auch Derjenige, der immer wieder 20 kg Übergewicht abbaut und dann wieder aufbaut, hat möglicherweise dieselben Schwierigkeiten. Es ist dann für den Betrachter nur nicht so offensichtlich. Das Erfolgsgefühl, das sich einstellt, wenn es gelungen ist, in einem halben Jahr 10 kg abzunehmen, weil jeder Tag mit 1500 gezählten gesunden(!) Kalorien abgeschlossen wurde, ist nicht von Dauer. Der Blick in den Spiegel mag dann zwar äußere Schönheit offenbaren, den inneren Zustand zeigt er nicht.
Die oben erwähnte „unbewusste Gewichtszunahme“ empfinde ich gar nicht als unbewusst. Ich selbst z.B. nehme durchaus wahr, dass es mein eigenes fehlerhaftes Verhalten ist, das zur Zunahme führt. Wenn ich nach einer erfolgreichen Gewichtsabnahme, die ich mir unter Missachtung meiner emotionalen Bedürfnisse mittels Selbstdisziplin abgerungen habe, mein Verhalten wieder auf den altbekannten Normalzustand umstelle, zeigt das eigentlich nur, was ich sowohl im körperlichen Zustand dick als auch im Zustand schlank immer wieder versäume: Mich zu fragen, wie es mir geht und was ich brauche, um zufrieden und mit mir einverstanden zu sein, und selbst die Maßnahmen zu setzen, die erforderlich sind, um meine Bedürfnisse zu erfüllen. Schlank zu sein allein macht ja nicht glücklich. Die (unbewusste) Denke der von Übergewicht und Diabetes geplagten Dame gibt die Ausrichtung vor (egal wie absurd sie logisch betrachtet sein mag): "Wozu schlank werden, wenn ich auch im Zustand schlank immer noch allein und einsam bin und keine Freunde habe?". Dass genau diese Denke dazu führt, allein und einsam und ohne Freunde zu bleiben, spielt keine Rolle. Das ist das Wesen der sich selbst erfüllenden Prophezeiung.
Kalorienzählen ist eine hilfreiche, wirksame Krücke, um wieder eine Beziehung zur angemessenen Portionsgröße herzustellen. Aber sie löst das tiefer liegende Problem nicht. Wer aus dem Ping-Pong-Spiel ständiger Gewichtsabnahme und darauf folgender Gewichtszunahme aussteigen möchte, kommt nicht darum herum, sich mit den eigenen Gefühlen und Motiven zu beschäftigen, die ihn fernab von echten körperlichen Hungergefühlen zu gehaltvollen Nahrungs- bzw. Genussmitteln greifen lassen. Essen muss die Hauptrolle als Tröster, Beruhiger, Besänftiger etc.verlieren.
Für sich genommen wäre das schon eine große Aufgabe, bereits bei einem Umfeld, das immer hilfreich ist. Ist es aber nicht. Der Weg ist mit vielen Stolpersteinen gepflastert. Das Plakat, das ein Produkt anpreist, das mir gut schmeckt, von dem ich aber weiß, dass es mir nicht gut tut, und mich in den Supermarkt locken soll, um es zu kaufen, ist dabei die leichteste Übung. Das Glas Sekt zum Empfang in einem Moment, in dem ich nüchtern bleiben möchte, weil ich in einer Stunde zum Laufen verabredet bin, lässt sich elegant umschiffen. Schwieriger wird die Geburtstagstorte von Mutti, liebevoll gemeint, deren Verzehr jedoch dazu führen wird, dass ich am Nachmittag eine Heißhungerattacke erleiden werde. Da braucht es klare Ziele, Prioritäten und Strategien UND die Bereitschaft sie umzusetzen.
Wenn ich ein Projekt habe, dessen Umsetzung mir wichtig ist, muss ich lernen, mein Verhalten vom Verhalten anderer Menschen abzugrenzen. Eingeladen zu sein, mit anderen Menschen an festlich gedeckter Tafel zu sitzen und mit ihnen zusammen zu essen, stiftet bereits Zusammengehörigkeitsgefühl. Mich zu überfressen, verstärkt nicht dieses Gefühl, sondern erzeugt in mir ein anderes Gefühl, nämlich das der Selbstablehnung. Den angebotenen Kuchen abzulehnen, bedeutet auch nicht, Mutti nicht mehr lieb zu haben. Es bedeutet dann vielmehr, mich selbst lieb zu haben und mich ernst zu nehmen. Fernab von seiner durchaus berechtigten Rolle als gesellschaftlicher Kitt, muss Essen im eigenen Gefühl die Bedeutung zurückerhalten, der Stoff zu sein, der meinen körperlichen Hunger stillt und kein Stoff, von dem ich Gebrauch mache, um zu vermeiden, mit meinen eigenen (egoistischen) Gefühlen in Kontakt zu kommen.8 -
Prima und vielen Dank für die zahlreichen Antworten und Gedanken. Meine Absicht war es ja nicht, das Kalorienzählen schlecht zu reden, sondern eine Diskussion anzuregen, wofür man es nutzen kann und wo aber auch die Grenzen liegen. Das Interview mit Sophia Thiel war dazu nur der Aufhänger.
Ich bin mir sicher, dass zum dauerhaften schlank bleiben eine dauerhafte Änderung von Gewohnheiten gehört und nicht die dauerhafte Kontrolle darüber, was man isst und wie viel. Ich glaube auch, dass es ausreicht, die Gewohnheiten ein (ausreichend großes) Stück in die richtige Richtung zu verändern. Aber wie viel ist ausreichend und welche Gewohnheiten sollte man ändern? Das muss wohl jede(r) selbst herausfinden, was dauerhaft funktioniert. Voraussetzung ist allerdings, dass einem das auch bewusst ist, dass es eine dauerhafte Änderung braucht, wenn man dauerhaft ein anderes Ergebnis erhalten will.
Was war es bei mir?
- Mehr Eiweiß
- Mehr Gemüse
- Mehr natürliche Lebensmittel
- Mehr Bewegung im Alltag
- Krafttraining
- Gezielte Ergänzung bestimmter Mineralstoffe
- Weniger Alkohol
Das alles in einem Maß, dass es in meinen Alltag passte und ohne Druck und ohne Kontrolle. Es ist zum Beispiel nicht so, dass ich eine bestimmte Menge an Eiweiß pro Tag anstrebe und das kontrolliere, sondern meine Ernährung ist insgesamt eiweißreicher geworden als früher. Dabei sind vor allem fettarme Eiweißquellen regelmäßig in meine tägliche Ernährung dazu gekommen, die ich früher nur selten gegesen habe. Fleisch ist bei mir heute meistens weniger fett, aber ich esse nicht konsequent fettarm.
Gemüse habe ich auch früher gerne gegessen, aber die Portionen sind größer geworden. Fertigprodukte und Fast-Food sind die Ausnahme. Auch, wenn ich unterwegs bin, finde ich meistens etwas besseres als früher (z.B. Asia-Imbiss statt Burger).
Vor sechs Jahren habe ich angefangen, konsequent jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, statt mit dem Auto. Das sind nur 5km für die einfache Strecke, aber es kommt dadurch einiges zusammen. Ich fahre jetzt auch in der Freizeit mehr Fahrrad und mein Auto habe ich im letzten Sommer verkauft.
Ich war noch nie in einem Fitness-Studio. Krafttraining mache ich zuhause mit dem eigenen Körpergewicht, Kurzhanteln und einem Schlingentrainer.
Regelmäßig ergänze ich Magnesium, Vitamin D und manchmal ein Multivitamin, aber nicht wegen der Gewichtskontrolle sondern um allgemeinem Mangel vorzubeugen. Die wichtigste Quelle von Vitaminen und Mineralstoffen bleibt aber eine vielseitige Auswahl natürlicher Lebensmittel.
Das Feierabendbier ist nun meistens alkoholfrei.
Bei allem gibt es keine Verbote und kein schlechtes Gewissen. Ich esse auch Schokolade, Eis, Kuchen und manchmal eine Fertigpizza, aber seltener als früher. Also mehr Achtsamkeit, aber keinesfalls totale Kontrolle.
Das sind die Veränderungen, die unterm Strich geblieben sind. Die Veränderung, die die größte Auswirkung im Alltag hat, ist sicherlich das konsequente und regelmäßige Fahrradfahren und dass ich Spaß am Krafttraining gefunden habe. Wobei ich zugeben muss, dass ich das Krafttraining in letzter Zeit nicht mehr ganz so konsequent mache wie am Anfang. Da wegen Home-Office der tägliche Weg mit dem Fahrrad ins Büro fehlt, fahre ich mehr in der Freizeit und seit April 2020 mindestens eine Strecke von mehr als 100km im Monat.2 -
Was sicherlich auch zum Thema Kontrolle gehört ist das Wiegen. Ich mache das inzwischen gar nicht mehr, habe das aber während der Abnehmphase täglich getan.
Dabei ist ganz wichtig: Es gibt natürliche tägliche Gewichtsschwankungen, die mehr als zehnmal so groß sein können wie der Fettabbau, den man am Tag erreicht. Das Wiegen gibt also kein direktes Feedback von heute auf morgen, ob ihr Körperfett verloren habt!
Gewichtsschwankungen sind in erster Linie bedingt durch Schwankungen des Waserhaushalts. Schwankungen von +/- 1,5kg sind völlig normal und bei manchen Menschen ist es auch noch mehr. Bei Frauen kommen zudem schwankende Wassereinlagerungen mit dem Monatszyklus hinzu. Sport kann ebenfalls zu temporären Wassereinlagerungen führen und auch der Darminhalt ist selbst bei regelmäßiger Verdauung nicht konstant.
Mir hat mal eine Frau erzählt, dass sie immer am nächsten Morgen nach dem Sport 1kg mehr auf der Waage hatte. Sie wollte deswegen keinen Sport mehr machen, bis sie geglaubt hat, dass das nur Wassereinlagerungen waren, die einen Tag später wieder weg waren.
Wenn ihr Kohlenhydrate reduziert, hat das ebenfalls Auswirkungen auf Gewichtsschwankungen. Glukose wird im Körper an Wasser gebunden und liegt dann in der Speicherform Glykogen vor. Es gibt bei Low-Carb Diäten das Konzept des "Cheat-days", wo man nach Herzenslust einmal pro Woche alles isst, was man sich sonst spart. Wenn man eine Woche lang wenig Kohlenhydrate gegessen hat und dann am Cheat-day eine Portion Nudeln isst, dann füllen sich die Glykogenspeicher wieder. Das hat aber nichts mit Fettaufbau zu tun, sondern das geht auch genauso schnell wieder weg.
Bei einem täglichen Kaloriendefizit von 1000 kcal verliert man etwa 1kg Körperfett pro Woche, also ca. 140g am Tag. Wenn man 7 Tage hintereinander das Defizit einhält und 1 kg Körperfett abgebaut hat, kann es trotzdem sein, dass man wegen der Gewichtsschwankungen nach der Woche schwerer ist als vorher. Insbesondere, wenn man sich nur einmal pro Woche wiegt, kann das zu dem falschen Schluss führen, dass man nicht abnimmt, obwohl man ein Defizit eingehalten hat. Bei einem kleineren Defizit ist der tägliche Fettabbau natürlich entsprechend kleiner und die normalen Gewichtsschwankungen können den Erfolg einer noch längeren Zeit auf der Waage unsichtbar machen.
Was hilft dagegen? Locker bleiben! Tägliches Wiegen kann helfen, die täglichen Schwankungen als normal zu akzeptieren. Wichtig ist auch hier, was auf lange Sicht passiert. Vergleicht den Wert von heute nicht mit dem Wert von gestern sondern mit dem Wert vom vorletzten Monat. Macht Fotos von euch und vergleicht die Bilder, wie ihr euch verändert. Merkt euch, wenn euch eure Hose zu weit wird.
Wenn ihr Muskeln aufbaut, werdet ihr auch schwerer aber trotzdem schlanker. Hilft da eine Körperfett-Waage? Ich bin da skeptisch. Ich habe zuhause eine Omron-Waage, die morgens immer einen um 4-5% höheren Körperfettanteil anzeigt als abends. Keine Ahnung, woran das liegt, aber wie sollte ich am Tag 3-4kg Fett verlieren, die ich in der darauffolgenden Nacht wieder zulege? Bei einer solchen Ungenauigkeit kann es allenfalls um die Tendenz gehen.4 -
Eine Kolumne über Muskelaufbau bei Frauen, lesenswert: https://www.spiegel.de/kultur/fitnessstudios-oeffnen-wieder-was-wenn-frauen-gar-nicht-fuer-maenner-trainieren-a-f68ac702-babf-4f15-bb7b-8060dc0f2f350
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